Die korrekte Ermittlung des Stundensatzes will gelernt sein. Zu häufig unterschätzen Selbständige Ihre Kosten, die hiervon noch abzuziehen sind. Das böse Erwachen kommt dann am Jahresende. Erfahren Sie in unserem folgenden Artikel, wie Sie Ihren Stundensatz so berechnen, dass Sie auf das von Ihnen gewünschte Einkommen kommen können.
1. Ihr Einkommen und Ihre Vorsorge
Überlegen Sie sich, wie viel Sie mit Ihrer Tätigkeit monatlich verdienen möchten. Nehmen wir an, Sie möchten 5.000€ (Brutto) monatlich verdienen. Dazu kommen angenommene Kosten von von 1.000€ (20%) für Kranken- und Sozialversicherungen sowie 500€ (10%) für Ihre Altersvorsorge. Das ergibt in Summe 6.500€.
2. Addieren Sie weitere Kosten
Natürlich müssen Sie nicht nur Ihren persönlichen Verdienst, sondern auch die weiteren Kosten berücksichtigen. Das können Dinge wie die Miete für Ihr Büro, KFZ-Kosten, IHK-Beiträge, Buchhaltungssoftware oder aber die Kosten für Ihren Steuerberater sein.
Gehen wir davon aus, dass Sie 500€ Miete für Ihr Büro zahlen, Ihr Geschäftswagen monatlich 500€ kostet, Sie 10€ für eine Buchhaltungssoftware bezahlen und zusätzlich durchschnittlich 200€ für Ihren Steuerberater. Das ergibt weitere Kosten von 1.210€ monatlich. Zusammen mit den obigen Kosten sind das insgesamt 7.710€ monatlich.
3. An wie vielen Tagen werden Sie wie viel arbeiten?
Auch als Selbständiger werden Sie vermutlich nicht alle 365 Tage im Jahr arbeiten. Nehmen wir an, dass Sie an Wochenenden (- etwa 100 Tage jährlich) nicht arbeiten. Dazu kommen Urlaub (- 30 Tage) und voraussichtliche Krankentage (- 10 Tage). In der Konsequenz bleiben von den 365 Tagen nur 225 Tage.
Nehmen wir an, dass Sie an diesen 225 Tagen jeweils 8 Stunden arbeiten. Das ergibt jährlich 1.800 bzw. monatlich 150 Arbeitsstunden.
4. Berücksichtigen Sie Ihre Auslastung
Möglicherweise können Sie keine vollständige Auslastung erreichen. Zusätzlich werden Sie die für administrativen Aufgaben wie Buchhaltung, Treffen mit Ihrem Steuerberater usw. aufgewendeten Arbeitszeiten nicht abrechnen können. Gehen wir von einer Auslastung von 70% aus, bleiben noch 105 Arbeitsstunden, die Sie abrechnen können.
5. Berechnen Sie Ihren notwendigen Stundensatz
Ihre Kosten (für Ihr Einkommen und Ihre weiteren Kosten) betragen in unserem Beispiel 7.710€ monatlich. Dies teilen wir nun durch die verbliebenen 105 Arbeitsstunden:
7.710€ / 105 Arbeitsstunden = 73,43€ / Arbeitsstunde.
Das bedeutet, dass Ihr Stundensatz 73,43€ betragen müsste, um Ihr Einkommen und Ihre Kosten bestreiten zu können.
6. Der Preis wird durch den Markt bestimmt
Wir haben nun den Preis bestimmt, den Sie aufrufen müssten, um Ihr gewünschtes Einkommen zu erreichen. Dies wird aber weniger Einfluss darauf haben, was Marktteilnehmer bzw. potenzielle Kunden bereit sein werden, zu zahlen. Der Preis wird vielmehr durch Angebot und Nachfrage auf einem Markt bestimmt. Beispiel: Wenn Sie eine identische Leistung für 60€ / Stunde einkaufen können, würden Sie einem gleichwertigen Anbieter 100€ / Stunde bezahlen, weil dieser höhere Einkommensvorstellungen hat?
Der oben gezeigte Berechnungsweg ist aber trotzdem wichtig. Er hilft Ihnen, zu kalkulieren, welchen Preis Sie verlangen müssten, um Ihr gewünschtes Einkommen zu erreichen. Was aber nun, wenn der berechnete Preis nicht dem entspricht, was Sie am Markt verlangen können?
- Der Preis, den Sie am Markt verlangen können, liegt über Ihrem berechneten Stundensatz: Super. Sie können nun Überlegungen anstellen, ob Sie nicht doch mehr verdienen möchten, oder aber den günstigeren Stundensatz z.B. zur Kundengewinnung nutzen möchten. Machen Sie sich aber zur Sicherheit nochmal Gedanken, ob Ihr kalkuliertes Einkommen wirklich ausreicht.
- Der Preis, den Sie am Markt verlangen können, leigt unter Ihrem berechneten Stundensatz: Das kann bedeuten, dass Sie mit der gewünschten Dienstleistung am Markt nicht Ihr gewünschtes Einkommen erreichen können, was eine wichtige Erkenntnis sein kann. Sie können sich überlegen, ob Sie sich nicht irgendwie von Ihren Mitbewerbern abheben können, um doch den gewünschten Stundensatz zu erreichen oder Sie an Ihren Kosten arbeiten können.